Montessori-Pädagogik an der Gartenschule

Lernen ohne Noten an der Gartenschule

Das Kollegium der Gartenschule Karlsruhe hat sich für ein einheitliches Verfahren einer notenfreien Rückmeldung der Leistungsergebnisse entschieden, das für alle an der Gartenschule unterrichtenden Lehrer verbindlich ist. Die Rückmeldung geschieht auf Grundlage und unter Berücksichtigung der in Baden-Württemberg geltenden Rechtsnormen des Schulgesetzes sowie der Notenbildungs- und Schulberichtsverordung.

Diese Entscheidung wurde durch die GLK der Gartenschule am 09.06.2009 und durch die Schulkonferenz der Gartenschule am 15.06.2009 beraten und beschlossen und ist seit dem Schuljahr 2009/2010 in Kraft.

Pädagogische Grundlagen

Die Gartenschule legt auf Leistungen großen Wert und folgt damit dem pädagogischen Leistungsbegriff Montessoris: Statt sich auf messbare Lernprodukte zu konzentrieren, gilt das pädagogische Interesse der Gartenschule in höherem Maße der Begleitung und Beratung des Schülers in seinem Lernprozess – um herauszufinden, wie das Kind lernt, wo seine Stärken liegen, welche Schwierigkeiten es hat und welche Hilfe es benötigt.

Die Gartenschule ist sehr bestrebt, ein positives Lern- und Arbeitsklima zu schaffen. Sie setzt alles daran, Konkurrenz, Auslesedruck, Angst vor Versagen und sozialer Bloßstellung zu vermeiden.
Statt Fehler als Gradmesser für Erfolg bzw. Misserfolg zu nehmen, sieht die Gartenschule sie als notwendige Durchgangsstadien im Lernprozess.

Soweit es rechtlich möglich ist, verzichtet die Gartenschule deshalb auf eine Leistungsrückmeldung durch Zensuren.

Grundsätze für Leistungsanforderungen und Leistungsmessung

Orientierung am individuellen Lern- und Entwicklungsprozess des Kindes

Unser pädagogisches Interesse gilt in hohem Maße der Begleitung und Beratung des Lernenden in seinem Lernprozess. Kinder sollen an der Gartenschule an ihren individuellen Lernmöglichkeiten gemessen werden.

Orientieren an der freien Wahl des Kindes

Durch die freie Wahl des Lerngegenstandes werden die Lernleistungen des Kindes komplexer. Die Lernprozesse sind stärker differenziert und individualisiert, auch im Hinblick auf Zeitraum, Intensität, Qualität und Sozialform des Lernens. Die soziale und emotionale Dimension des Lernens erhält ein stärkeres Gewicht. Das eigentliche Lernziel oder Lernprodukt macht nur einen Teil dessen aus, was darüber hinaus noch gelernt wird: Arbeitshaltung, Ausdauer, Gewissenhaftigkeit, Entscheidungskraft, Lesefähigkeit, Textverständnis und die Fähigkeit, Hypothesen zu bilden und diese zu überprüfen, verschiedene Methoden anzuwenden, zu argumentieren, zu formulieren, zu verschriften, zu präsentieren und zu gestalten; Lernfreude, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit etc.

Orientierung an der sozialen Dimension des Lernens

Durch gemeinsames Lernen und Leisten wird nicht nur soziales Lernen begünstigt, sondern jegliches Lernen findet ein günstigeres Lernklima vor. Überall da, wo Leistungsvergleiche möglich sind oder gar stimuliert werden, kommt es zu rivalisierendem Lernen und zur Orientierung am Konkurrenzdenken.

Orientierung am Grundsatz der Integration und Förderung

Kinder sollen an der Gartenschule vor allem Ermutigung und Förderung erfahren, um so ihre Lernfreude und Anstrengungsbereitschaft zu wecken. Sie sollen Leistungszuversicht und Selbstvertrauen gewinnen, um so erst leistungsfähig werden zu können.

Orientierung am Erfolg und am Potenzial des Kindes

Maßstab für die Bewertung des Lernerfolgs ist für uns das individuelle Leistungsvermögen des Kindes. Dabei geht es auch darum, zu realistischen Selbsteinschätzungen der eigenen Potenziale zu kommen, auf deren Basis dann Selbstvertrauen gefasst werden kann.

Feedback geben

Kinder brauchen Resonanz und wollen Rückmeldung über ihre Lernwege und ihren Lernstand. Sie wollen sich einschätzen und brauchen die Bestätigung anderer, um zu einem realistischen Selbstbild kommen zu können. Sie müssen ihre neu erworbenen Fähigkeiten und Erkenntnisse erproben und testen können, um verlässliche Hinweise über die Qualität ihres Lernens zu bekommen.

Diese Rückmeldung erfolgt an der Gartenschule durch Lehrkräfte und Mitschüler. Sie kann die Form eines Fremdtests oder Selbsttests haben oder die Form eines Gesprächs, einer Notiz oder einer Transferaufgabe.