Die Gartenschule - eine Montessori-Grundschule
Selbstverständnis der Gartenschule
Die Gartenschule ist eine staatliche Grundschule, die nach den Prinzipien und internationalen Standards der Montessori-Pädagogik arbeitet.
Sie arbeitet auf Basis eines komplexen und differenzierten Konzepts, das sie offenlegt und stetig weiterentwickelt.
Sie versteht sich in erster Linie nicht als Schule für das Kind, sondern als Schule des Kindes, für das sie ein Ort des Lebens und Lernens sein will.
Die Inhalte des Unterrichts und das pädagogische Handeln der Lehrkräfte orientieren sich primär an den Entwicklungsbedürfnissen und Interessen von Kindern der zweiten Erziehungsstufe. Jedes Kind, ob stark oder schwach, hat das Recht auf Lerninhalte und Lerngelegenheiten, die es bei seinem Selbstaufbau unterstützen und ihm helfen, seine Potenziale zu entfalten. Daher greift die Gartenschule durch ein eigenes Montessori-Schulcurriculum über das Maß der Bildungspläne hinaus, deren bindende Vorgaben sie jedoch selbstverständlich erfüllt.
Das Montessori-Profil der Gartenschule
Als Montessori-Grundschule strebt die Gartenschule danach, in möglichst hohem Maße den Grundgedanken und Prinzipien der Montessori-Pädagogik gerecht zu werden und diese in eine Praxis umzusetzen, die dem Wohl des Kindes und seiner Persönlichkeitsentwicklung dient.
Die Gartenschule verpflichtet sich auf die in ihrem Montessori-Profil festgelegten Grundsätze.
1. Montessoris Bild vom Kind
„Das Kind ist der Baumeister seiner selbst.“ Maria Montessori
- Jedes Kind trägt in sich ein inneres Geheimnis, einen immanenten Bauplan und seine ihm eigenen Potenziale.
- Jedes Kind ist von Anfang an ein einmaliges, unverwechselbares Individuum, das seine Persönlichkeit bilden und zur Entfaltung bringen will.
- Jedem Kind wohnt eine spontane Neugier inne.
- Jedes Kind besitzt einen unbändigen Drang nach Tätigkeit.
- Jedes Kind strebt nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Das Kind ist kein Mängelwesen, sondern kompetent. Es strebt von sich aus nach Vervollkommnung seiner Fähigkeiten.
- Das Grundschulkind will Großes und Ganzes, Orientierung und Überblick, Bedeutungsvolles und Geheimnisvolles, Zusammenhänge statt Einzelheiten.
- Das Grundschulkind hat einen großen Hunger nach Wissen.
- Das Grundschulkind will seinen Aktionsbereich erweitern. Moralische und soziale Fragen werden wichtig.
- Das Grundschulkind schreitet voran auf dem Weg zur Abstraktion und zur Ablösung vom Material.
2. Pädagogische Grundsätze und Ziele der Gartenschule
- Die Gartenschule sieht als höchstes Ziel, die Persönlichkeitsbildung und die Entfaltung der Potenziale jedes Kindes zu ermöglichen.
- Sie will die Kinder zu Selbstständigkeit und Unabhängigkeit leiten.
- Sie unternimmt daher alle Anstrengungen, das Kind für seine Entwicklung freizugeben und ihm – durch minimale Hilfe zur Selbsthilfe – das Selbstständigwerden und Unabhängigwerden zu ermöglichen.
- Sie sieht ihre Hauptaufgabe nicht darin, Hindernisse wegzuräumen, sondern Kinder stark zu machen zur eigenen Bewältigung von Hindernissen.
- Sie verfolgt die Idee einer Pädagogik der Freiheit.
3. Grundsätze des Lernens in der Gartenschule
- Lernen ist entwicklungsbezogen. Die Inhalte müssen sich nach den Sensibilitäten, Entwicklungsbedürfnissen und Interessen der Kinder richten.
- Lernen ist individuell. Was ein Kind lernt, lernt es selbst. Jedes Kind hat seinen eigenen Lernzugriff und sein Lerntempo, seine individuellen Lernvoraussetzungen und seine Interessen. Lernen kann nicht im Gleichschritt erfolgen.
- Nachhaltiges Lernen ist selbstgesteuert. Dazu ist Freiheit notwendig.
- Kinder besitzen eine natürliche Neugier. Es kommt vor allem darauf an, ihre Begeisterung und ihr Interesse zu wecken.
- Intrinsische Motivation fördert Lernen mehr als ein Lernen mit Noten.
- Am meisten und am nachhaltigsten lernt man durch Erfahrung und nicht durch Belehrung mit Worten. Das Kind soll autodidaktisch lernen können und dabei unterstützt werden.
- Kinder lernen am besten durch Handeln. Kinder brauchen daher Gegenstände zum Handeln, Materialisierungen von Ideen und Lerninhalten, freie Wahl, individuelle Arbeit, eine vorbereitete Umgebung und freie Arbeit.
- Wichtige Grundlage schulischen Lernens sind die Wahrnehmungsleistungen der Sinne. Gefühle und ästhetische Empfindungen begleiten das Lernen.
- Lernen und Bewegen gehören zusammen.
- Kinder lernen mit anderen und von anderen. Lernen in altersgemischten Gruppen fördert Kooperation statt Konkurrenz und Inklusion statt Selektion.
- Da das Kind eine Einheit von Geist, Emotionen und Tätigkeit ist, muss Lernen ganzheitlich sein.
- Fehler sind notwenige Erscheinungen beim Lernen, wogegen Angst vor Fehlern Lernen beeinträchtigt.
- Wesentlicher Bestandteil von Lernen ist das Wiederholen. Dazu braucht es Zeit und freie Gelegenheit.
- Eine Grundbedingung des Lernens ist die Polarisation der Aufmerksamkeit. Im Stadium hoher Aufmerksamkeit entwickeln sich Charaktereigenschaften und formt sich ein Kind. Wichtiges Ziel ist daher der Aufbau einer stabilen Arbeitshaltung und einer freiwilligen Disziplin.
- Lernen ist zu verstehen als Aufbau von inneren Ordnungen. Äußere Ordnung, Strukturen und klare Kategorien sind dafür besonders hilfreich.
- Im Sinne einer kosmischen Erziehung hat das Allgemeine und Ganze stets Vorrang vor den Einzelheiten, damit das Kind Zusammenhänge erkennen und Orientierung gewinnen kann.
- Verstehendes Lernens hat Vorrang vor reproduzierendem Lernen.
- Lernen ist beides zugleich: Selbsterziehung und Selbstbildung.
4. Grundsätze des Lehrens in der Gartenschule
- Die Lehrkräfte der Gartenschule lassen sich von den pädagogischen Grundsätzen und didaktischen Prinzipien Montessoris, ihrem Bild vom Kind und ihren pädagogischen Zielen leiten.
- Sie sehen ihre Aufgabe darin, der Entwicklung des Kindes zu dienen, damit es seine Potenziale entfalten und seine Persönlichkeit bilden kann.
- Sie geben so weit wie möglich das Kind zu seiner eigenen Entwicklung frei. Sie bereiten die Umgebung durch Materialien und Mittel im Sinne der Montessori-Pädagogik so vor, dass freies Arbeiten den Mittelpunkt des Lernens bildet und die Kinder ihr Gemeinschaftsleben in einem solchen Maße frei organisieren können, dass soziale Erfahrungen ermöglicht werden.
- Sie begegnen dem Kind mit Geduld, Respekt und Zurückhaltung vor unnötigem Eingreifen.
- Sie räumen der Aktivität und Freiheit des Kindes Vorrang vor der Aktivität und Freiheit des Erwachsenen ein.
- Sie beobachten das Kind aufmerksam und versuchen, es zu verstehen. Sie begleiten beratend seine Entwicklung.
- Sie sorgen für Struktur und Ordnung.
- Sie wollen Begeisterung, Interesse und Lernfreude bei den Kindern wecken.
- Sie sorgen dafür, dass alle Kinder für ihren Selbstaufbau genügend geistige Nahrung vorfinden, dass Kinder da, wo sie stark sind, Herausforderungen finden und dort, wo sie schwach sind, fördernde Unterstützung nach dem Prinzip der minimalen Hilfe zur Selbsthilfe bekommen.
5. Grundsätze für die Schul- und Unterrichtsorganisation in der Gartenschule
- Leitkonzept der Gartenschule ist die kosmische Erziehung. Das Kind begegnet großen Themen, die nicht in Einzelheiten zersplittert, sondern als Ganzes gegeben werden, damit es Orientierung und Überblick gewinnen und Zusammenhänge verstehen kann. Im Kind sollen Interesse und Begeisterung geweckt, propädeutisch der Keim für die Wissenschaften gelegt und vernetztes Denken und Abstrahieren gefördert werden.
- Mathematik und Sprache sind die tragenden Säulen der kosmischen Erziehung.
- Freies Arbeiten in einer speziell nach Montessori-Standards vorbereiteten Umgebung und die Gewährung von Freiheit zur sinnvollen und friedlichen Gestaltung und Regelung des Gemeinschaftslebens sind der Kern des Unterrichts.
- Wo es möglich und zu leisten ist, wird eine Öffnung der Schule nach außen angestrebt.
- Alle Klassen der Schule sind aus vier Jahrgangsstufen altersgemischt.
- Als Schule in staatlicher Trägerschaft verpflichtet sich die Gartenschule zur Erreichung der in den Bildungsplänen für die Kinder festgelegten Kompetenzen.
- Bis auf die Fälle, wo durch Rechtsvorschriften bindend und unausweichlich Noten für Zeugnisse erteilt werden müssen, verfolgt die Gartenschule den Grundsatz eines Lernens ohne Noten.
- Alle Kinder erhalten jedoch regelmäßig Rückmeldung über ihre Lernentwicklung und ihren Lernerfolg. Liegt der Lernerfolg unter dem Durchschnitt der Mindestanforderungen, verpflichtet sich die Schule zum Angebot von Fördermaßnahmen.