Notenfreie Leistungsrückmeldung an der Gartenschule

Seit dem Schuljahr 22/23 nimmt die Gartenschule am Schulversuch "Lernförderliche Leistungsrückmeldung" des Landes Baden-Württemberg teil und verfolgt somit den Weg einer notenfreien und lernförderlichen Leistungsrückmeldung konsequent weiter. Mit dem Einstieg in den Schulversuch sind auch die Leistungsrückmeldungen in den Zeugnissen kompetenzbasiert und ohne Angabe von Ziffernnoten, womit eine Anpassung an die seit Jahren etablierte unterrichtliche Praxis erreicht wird. Der Schulversuch beginnt im Schuljahr 22/23 mit den Stufen 1 und 2, zum Schuljahr 23/24 wird zudem die Stufe 3 und zum Schuljahr 24/25 schlussendlich auch die Stufe 4 in allen Belangen des Schulalltags notenfrei sein. Die notenfreie Leistungsrückmeldung durch kompetenzorientierte und differenzierte Rückmeldungen im Unterrichtsalltag wird bereits seit einigen Jahren an der Gartenschule praktiziert. Nähere Informationen zum Schulversuch finden Sie hier.

Das Kollegium der Gartenschule Karlsruhe hat sich bereits im Schuljahr 08/09 für ein einheitliches Verfahren einer notenfreien Rückmeldung der Leistungsergebnisse entschieden, das für alle an der Gartenschule unterrichtenden Lehrkräfte verbindlich ist. Die Rückmeldung geschieht auf Grundlage und unter Berücksichtigung der in Baden-Württemberg geltenden Rechtsnormen des Schulgesetzes sowie der Notenbildungs- und Schulberichtsverordung und erfolgt mit Hilfe von differenzierten und transparenten Kompetenzrastern für die einzelnen Fächer sowie detaillierten Lernentwicklungsbögen.

Diese Entscheidung wurde durch die Gesamtlehrerkonferenz der Gartenschule am 09.06.2009 und durch die Schulkonferenz der Gartenschule am 15.06.2009 beraten und beschlossen und ist zum Schuljahr 09/10 in Kraft getreten.

Pädagogische Grundlagen

Die Gartenschule legt auf Leistungen großen Wert. Sie folgt darin dem pädagogischen Leistungsbegriff Montessoris. Nach Montessori baut sich jedes Kind selbst auf. Es bildet und erzieht sich selbst. Es lernt selbst. Darin liegt seine Leistung.
Leistung ist aber mehr als die Erfüllung eines Pensums und mehr als kognitiver Wissenserwerb. Das Lernen des Kindes hat seine Begründung in sich selbst. Sein Sinn liegt nicht im Erwerb von Noten und Zeugnissen, sondern vielmehr im Gewinn neuer Einsichten und Interessen, in der Liebe zu Sachverhalten, in der Bewährung vor Aufgaben, in der Lösung von Problemen, in der Gewinnung von Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein und in der Verantwortung gegenüber Natur und Mitmenschen. Der pädagogische Sinn solcher Leistungen und einer ganzheitlichen Bildung liegt in der Entwicklung der Persönlichkeit des einzelnen Kindes.

Lernbegleitung statt Leistungsdruck

Das pädagogische Interesse der Gartenschule liegt in hohem Maße der Begleitung und Beratung des Lernenden in seinem Lernprozess, um herauszufinden, wie das Kind lernt, wo seine Stärken liegen, welche Schwierigkeiten es hat und welche Hilfe es benötigt.

Kinder lernen durch Fehler, indem sie auf diese achten, sie einer Kontrolle unterziehen und dann selbst korrigieren. Kinder brauchen Resonanz und wollen Rückmeldung über ihre Lernwege und ihren Lernstand. Sie wollen sich einschätzen und brauchen die Bestätigung anderer, um zu einem realistischen Selbstbild kommen zu können. Sie müssen ihre neu erworbenen Fähigkeiten und Erkenntnisse erproben und testen können, um verlässliche Hinweise über die Qualität ihres Lernens zu bekommen.

Die Gartenschule ist sehr bestrebt, ein positives Lern- und Arbeitsklima zu schaffen. Sie setzt alles daran, Konkurrenz, Auslesedruck, Angst vor Versagen und sozialer Bloßstellung zu vermeiden. Statt Fehler als Gradmesser für Erfolg bzw. Misserfolg zu nehmen, sieht die Gartenschule sie als notwendige Durchgangsstadien im Lernprozess.

Grundlegende Feststellung des Leistungsstands statt Ziffernzensuren

Ziffernzensuren und Ziffernzeugnisse bilden die Lernfortschritte eines Schülers nur ungenügend ab. Sie sind weder objektiv, noch erfassen sie das, was sie messen sollen. Darüber hinaus erzeugen sie Konkurrenzdruck und schaffen Gewinner und Verlierer.

Noten passen daher nicht zu dem pädagogischen Konzept der Gartenschule, in der oberstes Ziel die Persönlichkeitsbildung jedes einzelnen Kindes ist. Sie passen nicht zum altersgemischten Unterricht, nicht zur freien Arbeit, nicht zum individualisierten und zieldifferenzierten Arbeiten und nicht zum Grundsatz der Selbstkontrolle der Lernergebnisse.

Die Grundlagen der Feststellung des Leistungsstands und der Lernentwicklung sind an der Gartenschule daher:

  • die Beobachtung des Kindes in der Zeit der freien Arbeit, im Stufenunterricht und im Fachunterricht
  • ein transparentes Feedback zur Persönlichkeitsentwicklung (Lernentwicklungsbogen)
  • Lehrkraft-Kind-Gespräche und gemeinsam getroffene Zielvereinbarungen (Rückmeldebogen an das Kind)
  • die Leistungsrückmeldungen von Tests und anderen schriftlichen Leistungen, Vorträgen, Präsentationen und praktischen Arbeiten mit einer Gewichtung der erbrachten Leistungen in der Freiarbeit und des Stufenunterrichts von 2 zu 1 (Kompetenzraster)
  • die Mitarbeit im Klassen-, Stufen- und Fachunterricht (Kompetenzraster)

Der Lern- und Entwicklungsstand wird, entsprechend des beschlossenen Beratungskonzepts der Gartenschule, verlässlich in jährlich stattfindenden persönlichen Gesprächen mit der Klassenlehr-kraft transparent an Eltern rückgemeldet.